In­no­va­ti­on un­ter­ta­ge - Start-up Vir­tu­Rail

Zum Bau eines Tunnels sind leistungsfähige Logistikeinrichtungen für die Materialver- und -entsorgung sowie den Mannschaftstransport erforderlich. Während in der Vergangenheit aufgrund der beengten Verhältnisse zum überwiegenden Teil klassische Eisenbahnanlagen oder schienengeführte Fahrzeuge eingesetzt wurden, sind heute flexiblere und umweltfreundlichere Lösungen gefragt.

Das Blu­den­zer Un­ter­neh­men Jäger Bau bie­tet mit dem ei­gens ge­grün­de­ten Toch­ter­un­ter­neh­men Vir­tu­Rail seit 2021 eine in­no­va­ti­ve Lö­sung. Ge­mein­sam mit den Au­to­ma­ti­sie­rungs­spe­zia­lis­ten von Mi­ne­tro­nics ent­wi­ckel­te das junge Team die Idee von voll­elek­tri­schen, au­to­ma­ti­sier­ten Ser­vice­fahr­zeu­gen auf Gum­mi­rä­dern mit dem Ziel, auf jeg­li­che Schie­nen oder sons­ti­gen me­cha­ni­schen Ori­en­tie­rungs­hil­fen ver­zich­ten zu kön­nen. Mit­hil­fe der Kon­struk­ti­ons­ex­per­ten von Reisch Ma­schi­nen­bau in Fras­tanz über­setz­te Vir­tu­Rail seine Idee in nur neun Mo­na­ten in die Rea­li­tät.

Die Vir­tu­Rail ASV (Au­to­ma­ted Ser­vice Ve­hi­cles) fah­ren ohne Glei­se fle­xi­bel und den­noch zu 100 % spur­treu. Mög­lich macht das die in den Fahr­zeu­gen in­stal­lier­te Steue­rungs­elek­tro­nik in Ver­bin­dung mit Radar-, Lidar- und Ul­tra­schall­sen­so­ren. Diese Sen­so­rik hilft dem Fahr­zeug auf die stän­dig ver­än­dern­den Um­feld­be­din­gun­gen zu re­agie­ren und das Fahr­zeug si­cher durch den Tun­nel zu len­ken. Nach vorne ge­rich­te­te Radar- und 3D-La­ser­sen­so­ren er­ken­nen, ob sich Hin­der­nis­se in der Fahr­bahn be­fin­den. Falls ja, wei­chen die ASV aus oder blei­ben, wenn ein Aus­wei­chen nicht mög­lich ist, selbst­stän­dig ste­hen. 360° aus­ge­rich­te­te Ul­tra­schall­sen­so­ren die­nen, wie die Park­sen­so­ren beim Auto, zu­sätz­lich dazu, das kom­plet­te Nah­feld der ASV zu ana­ly­sie­ren und Hin­der­nis­se di­rekt beim Fahr­zeug zu er­ken­nen.

Per RFID-Tech­no­lo­gie kann die zu fah­ren­de Stre­cke in un­ter­schied­li­che Sek­tio­nen un­ter­teilt wer­den. Die ASV lesen beim Vor­bei­fah­ren die In­for­ma­tio­nen des RFID-Tags aus, wis­sen da­durch, auf wel­cher Stre­cken­sek­ti­on sie sich be­fin­den, und pas­sen ihr Fahr­ver­hal­ten der je­wei­li­gen Sek­ti­on an. So blei­ben sie bei­spiels­wei­se auf einer zwei­spu­rig be­fah­re­nen Brü­cke auf der rech­ten Seite, fah­ren im Haupt­tun­nel mit­tig und re­du­zie­ren beim Ein­tref­fen auf der Tun­nel­bohr­ma­schi­ne, wo ex­trem be­eng­te Ver­hält­nis­se vor­herr­schen, ihre Ge­schwin­dig­keit, um zen­ti­me­ter­ge­nau po­si­tio­nie­ren zu kön­nen.

Die ASV wer­den ent­we­der ein­zeln oder an­ein­an­der­ge­hängt in einem Zug­ver­band mit meh­re­ren Fahr­zeu­gen be­trie­ben. Je nach Auf­ga­be, die sie zu er­fül­len haben, nut­zen sie un­ter­schied­li­che Auf­bau­ten. Im Zug­ver­band sitzt der Fah­rer meist in einer Ka­bi­ne auf einem ASV und kann das ge­sam­te Um­feld per Vi­deo­wall über­wa­chen. Im Ein­zel­be­trieb ohne Ka­bi­ne be­fin­det sich der Fah­ren­de in der Nähe des ASV und steu­ert die­ses mit­tels Fern­steue­rung. In der Regel er­le­di­gen die in­stal­lier­ten As­sis­tenz­sys­te­me die Steue­rung des Zug­ver­bands, der Be­die­nen­de hat nur eine Über­wa­chungs­funk­ti­on und greift im Not­fall ein.

ASV von VirtuRail fahren in den Berg
Die VirtuRail ASV kommen unter anderem beim Bau des Kerenzerbergtunnels in der Schweiz zum Einsatz.

Die ASV wer­den ak­tu­ell in drei Fahr­zeug­brei­ten her­ge­stellt. Je nach Tun­nel­durch­mes­ser und den zu trans­por­tie­ren­den Ma­te­ria­li­en kommt der ASV C120 (mit 1,20 Me­tern Brei­te), C160 oder C180 zum Ein­satz. Der C160 be­wegt bei­spiels­wei­se bis zu 27 Ton­nen Nutz­last mit bis zu 25 km/h Ge­schwin­dig­keit. Trans­por­tiert wer­den mit den ASV jeg­li­ches Bau­ma­te­ri­al, Werk­zeu­ge und die schwe­ren Be­ton­fer­tig­tei­le zur Si­che­rung des Tun­nels. Der Trans­port der Ma­te­ria­li­en wird in der Regel im Zug­ver­band durch­ge­führt. Als Ein­zel­fahr­zeug kann das ASV im Tun­nel auch für das Po­si­tio­nie­ren und Ver­set­zen ein­zel­ner Be­ton­fer­tig­tei­le zum Ein­satz kom­men, dafür wer­den sie mit einer spe­zi­ell kon­stru­ier­ten Ver­setz-Vor­rich­tung aus­ge­stat­tet.

An­ge­trie­ben wer­den die bis zu 40 Ton­nen schwe­ren ASV von zwei 100 kW-Elek­tro­mo­to­ren, die für eine emis­si­ons­freie Fahrt sor­gen und damit die wert­vol­le Frisch­luft im Tun­nel nicht be­las­ten. Die Bat­te­ri­en wer­den bei der Be­la­dung der Fahr­zeu­ge auf der Bau­stell­ein­rich­tung auf­ge­la­den.

Bis­her sind 19 ASV auf zwei Bau­stel­len im Ein­satz: beim Bau des 25 km lan­gen Bei­lei­tungs­stol­len des Spei­cher­kraft­werks Küh­tai in Tirol und beim Ke­ren­zer­berg­tun­nel in der Schweiz. In die­sen bei­den Pro­jek­ten wer­den wert­vol­le Er­fah­run­gen mit den ASV ge­sam­melt, die in die Wei­ter­ent­wick­lung der Fahr­zeu­ge ein­flie­ßen.

Zum Un­ter­neh­men

Das Un­ter­neh­men Vir­tu­Rail be­schäf­tigt ak­tu­ell 10 Voll­zeit­mit­ar­bei­ten­de und sitzt in der neuen Fir­men­zen­tra­le von Jäger Bau in Blu­denz. Als Mit­glied der Ver­ei­ni­gung Sub­space En­er­gy forscht es in Zu­sam­men­schluss mit an­de­ren Un­ter­neh­men an Si­cher­heits­the­men im Zu­sam­men­hang mit dem Ein­satz elek­tri­scher Bau­ma­schi­nen im Un­ter­ta­ge­bau.

Vir­tu­Rail

  • ein Un­ter­neh­men von Jäger Bau
  • ASV sind selbst­fah­ren­de Ser­vice­fahr­zeu­ge
  • rein elek­trisch be­trie­ben und gum­mi­be­reift
  • für die Ex­trem­be­din­gun­gen un­ter­ta­ge
  • in drei Brei­ten ver­füg­bar

Hin­ter­grund

Der Be­richt ist am 7.9.2024 im Wirt­schafts­ma­ga­zin Thema Vor­arl­berg er­schie­nen. Er ist Teil der Serie Tech­nik im Blick der WISTO.

Text (c)Ma­nue­la de Pre­tis
Fotos (c)Ste­fan Koth­ner

 

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