Felssturz auf der Silvrettastraße? Davon ließ sich Belinda ganz und gar nicht von ihrer gemeinsam mit Freunden geplanten 3-tägigen Hüttenübernachtung auf der Wiesbadner Hütte Mitte August abbringen.
Kurzerhand gings eben nicht übers Montafon, sondern per Zug und Bus über Landeck-Zams durchs Paznauntal auf die Bielerhöhe. Die Anreise per ÖPNV von Vorarlberg aus war unkompliziert und angenehm. Mit dem Railjet ist es etwa von Feldkirch aus eine Stunde nach Landeck-Zams. Von dort aus verkehrt alle halbe Stunde die Linie 260 direkt vor der Bahnhofstüre rauf zum Silvretta-Stausee. Einfacher geht’s nicht, diesen Teil der Silvretta-Hochalpenstraße zu genießen!
Am Silvretta-Stausee geht’s gemütlich entlang | Foto (c)Thomas Schmiderer
Mit Sack und Pack beladen entschied sich die kleine Wandergruppe für den kürzesten und einfachsten Weg zur Wiesbadner Hütte, die auf 2.443 m liegt und damit die dritthöchst gelegene Berghütte Vorarlbergs ist. Von der Bushaltestelle Bielerhöhe Gasthaus Piz Buin marschierten sie direkt am westlichen Stausee-Ufer entlang bis der gut beschilderte Wanderweg ins Ochsental abzweigt. Dieser verläuft zunächst parallel zum Ochsentalbach und führt dann stetig bergauf zur Hütte.
Mit guter Ausrüstung ist Kletterspaß für Groß und Klein garantiert | Foto (c)Thomas Schmiderer
Auf dem auch für Materialtransporte geeigneten Zufahrtsweg begegneten sie immer wieder Bikern, erspähten Murmeltiere und sahen Paragleiter talauswärts fliegen. Während die geübten Wanderer die mit 2 Stunden angegebene Gehzeit klar unterboten, erreichten auch die gemächlichen Wanderer in 2 ¼ h das Ziel. Nach einem herzlichen Willkommen und unkomplizierten „Check in“ im bequemen Matratzenlager ließen sie den ersten Tag in der mit allem drum und dran für das Bergsteigerherz ausgestatteten hochalpinen Schutzhütte ausklingen.
Vom Radsattel aus ist das Panorama atemberaubend! | Foto (c)Thomas Schmiderer
Der nächste Tag begrüßte die Wandergruppe mit herrlichstem Bergwetter und einer wunderbaren Aussicht auf die umliegenden Berge der Silvretta-Gruppe und die (sich immer weiter zurückziehenden) Gletscher – wie dem direkt vom Fenster aus sichtbaren Ochsentaler Gletscher am Fuß des Piz Buin. Nach dem reichlichen Frühstück entschied sich die Truppe für eine Wanderung hinauf zum Radsattel, der in nordöstlicher Richtung am Grat zwischen dem Ochsen- und Bieltal liegt. Der Weg ist gut markiert und führt durch felsiges Gestein. Nach ca. 1,5 h am Ziel angekommen, lässt es sich am Radsattel wunderbar rasten und die Umgebung erkunden. In der Nähe befinden sich beispielsweise die Radschulter, die einen schönen Blick zum Radsee und ins Bieltal eröffnet und der nicht anerkannte „Piz 6 R“ auf 2.701 m.
Jeder Gipfel belohnt mit einer grandioser Szenerie, z. B. am (nicht anerkannten) Gipfel Piz 6 R. | Foto (c)Thomas Schmiderer
Das Hohe Rad, ein markanter, exponierter Gipfel und beliebtes Ausflugsziel, ist vom Radsattel in etwa 1 bis 1,5 h erreichbar. Wegen des recht schroffen Geländes ließen es die Wanderer mit den Kindern dieses Mal aus und stiegen den gleichen Weg wieder hinunter zur Wiesbadner Hütte.
Blick vom Radsattel auf das Ochsental mit Vermunt-, Ochsentaler- und Schneeglockengletscher. Über ihnen erheben sich der Piz Buin (li) und das Silvrettahorn (re). | Foto (c)Thomas Schmiderer
Für die Wanderung am 2. Tag gab Hüttenwirt Emil Widmann tolle Tipps. Belinda und ihre Freunde entschieden sich wieder für eine kinderfreundliche Tour in Richtung Tiroler Scharte. Dieser Pass liegt in östlicher Richtung zwischen Tiroler Kopf und Ochsenkopf und bietet einen einzigartigen Blick ins Tiroler Jamtal mit dem Jamtalferner. Dafür stieg die Gruppe den beschilderten Pfad folgend von der Hütte bergauf bis zum recht ebenen Gletschervorfeld des (ehemaligen) Tiroler Gletschers. Vorbei an Steinformationen, Bächen sowie Schnee- und Firnfeldern verliert sich der Weg im Geröllfeld, wo sich die Wanderstöcke besonders nützlich erwiesen.
„Schönes aus Stein“ am plateauartigen Gletschervorfeld des verschwundenen Tiroler Gletschers mit Moränen, Gletscherbächen und einer kargen, hochalpinen Flora | Foto (c)Thomas Schmiderer
WEITBlick von der schneebedeckten Tiroler Scharte ins Jamtal | Foto (c)Thomas Schmiderer
Beim Rückweg passierten sie den kleinen See unterhalb des Vermuntkopfes, der zum Spielen und Verweilen einlädt. Der Höhenunterschied von der Wiesbadner Hütte bis zur Tiroler Scharte beträgt etwa 490 m, die gesamte Tour dauerte mit Pausen fünf Stunden.
Kleiner Schmelzwassersee unter dem Vermuntkopf – Wasser trägt zur Entspannung bei und animiert zum Spielen | Foto (c)Thomas Schmiderer
Abends ließen die Wanderer ihre schönen Wandertouren bei gutem Essen und einem gemütlichen Hock in der Wiesbadner Hütte ausklingen. | Foto (c)Thomas Schmiderer
Fazit der 3-tägigen Wanderreise
Das Gebiet rund um die Wiesbadner Hütte bietet wunderschöne, entspannte als auch anspruchsvolle Rundtouren und Gipfelziele sowohl für Familien mit Kindern als auch für erfahrene Bergkletterer.
Zugleich schärft sich wieder das Bewusstsein für eine sich wandelnde Hochgebirgswelt – das Rückschreiten der Gletscher und bröckelnde Felswände sind augenscheinlich. Jedenfalls kommen alle gerne wieder!
Zur Hütte
Hast du Lust bekommen auch einmal auf der Wiesbadner Hütte direkt beim Gletscher zu übernachten und das Silvrettagebiet zu erkunden?
Alle Infos zur Hütte, die Teil des Alpenvereins ist, findest du auf der Webseite.