Vor­arl­ber­ger Know­how im Aus­land

Die heimischen Betriebe sind nicht nur in Österreich erfolgreich, weltweit finden sich ihre Standorte, Technologien und damit ihr Knowhow. Wir gehen auf Spurensuche, wo und wie Vorarlberger Kompetenzen in die Welt hinausgetragen werden. Ein Bericht aus der Juni-Ausgabe von Thema Vorarlberg.

Die meis­ten Aus­lands­stand­or­te der Vor­arl­ber­ger Fir­men be­treibt mit 188 an der Zahl ALPLA. Der Har­der Kunst­stoff­spe­zia­list über­nimmt durch einen glück­li­chen Zu­fall im Jahr 1968 ein Kunst­stoff­werk in Ve­ne­zue­la und er­schlie­ßt damit rasch zu­erst den süd­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent, dann Nord­ame­ri­ka. Mitt­ler­wei­le fin­den sich in 47 Län­dern auf vier Kon­ti­nen­ten ALPLA-Nie­der­las­sun­gen. Eines der neu­es­ten Werke ent­stand ver­gan­ge­nes Jahr in Ma­rok­ko. Neben Pre­forms, die zu PET-Fla­schen für die Ge­trän­ke­indus­trie auf­ge­bla­sen wer­den, wer­den im Werk Tan­ger Kunst­stoff­pa­let­ten ge­spritzt so-wie Ver­pa­ckungs­fo­li­en ex­tru­diert. Der­zeit sind 32 Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter an die­sem Stand­ort be­schäf­tigt.

Weltkarte mit ALPLA Standorten
ALPLA Standorte weltweit

Welt­weit nen­nen 23.300 Men­schen ALPLA ihren Ar­beit­ge­ber. Die Ar­beits­phi­lo­so­phie des ALPLA Grün­ders Alwin Leh­ner und sei­ner Fa­mi­ly of Pioneers greift in allen Nie­der­las­sun­gen, sogar die Vor­arl­ber­ger Lehr­lings­aus­bil­dung wird in­ter­na­tio­nal vor­an­ge­trie­ben. In Me­xi­ko, China, In­di­en, Ru­mä­ni­en, Polen, Süd­afri­ka und Deutsch­land kön­nen Aus­zu­bil­den­de einen Lehr­ab­schluss nach Vor­arl­ber­ger Vor­bild ab­sol­vie­ren.

150 Jahre Er­fah­rung

Die frü­hes­ten Aus­lands-Nie­der­las­sun­gen eines Vor­arl­ber­ger Un­ter­neh­mens grün­det wahr­schein­lich Fer­di­nand Weiss um 1875 am Mit­tel­meer (Tri­est, Ve­ne­dig und Genua) und in der Schweiz. Mitt­ler­wei­le zäh­len 180 fir­men­ei­ge­ne Stand­or­te zum Full-Ser­vice-Lo­gis­ti­ker Ge­brü­der Weiss. Die Kul­tur der je­wei­li­gen Lan­des­or­ga­ni­sa­tio­nen ist eine Mi­schung aus re­gio­na­ler Kul­tur und der Lau­ter­acher Un­ter­neh­mens­kul­tur. Der fa­mi­liä­re Cha­rak­ter ist der „oran­gen Fa­mi­lie“, die aus rund 8400 Mit­ar­bei­tern be­steht, auch in der glo­ba­len Struk­tur sehr wich­tig und das ge­lingt über per­sön­li­che Be­zie­hun­gen zwi­schen den Stand­or­ten, Teams und Kol­le­gen. Jede neue Nie­der­las­sung wird mit ge­ziel­ten Maß­nah­men (my­Oran­ge-Col­le­ge, GW App, Schu­lun­gen, On­boar­ding) in das Un­ter­neh­mens­netz­werk in­te­griert.

Glo­ba­le Ver­bin­dun­gen, lo­ka­le Stär­ken

Per­sön­li­che Be­zie­hun­gen über Län­der­gren­zen hin­weg sind auch dem Feld­kir­cher Au­to­ma­ti­sie­rungs­spe­zia­lis­ten Bach­mann elec­tro­nic auf­fal­lend wich­tig. Dass Kol­le­gen aus den Stand­or­ten USA, Dä­ne­mark und China zur Weih­nachts­fei­er oder dem Som­mer­fest an­rei­sen, ist durch­aus üb­lich. Viele der rund 550 Mit­ar­bei­ter der aus­län­di­schen Werke ken­nen den Haupt­sitz per­sön­lich. Ver­gan­ge­nes Jahr wur­den Tech­ni­ker aus Korea, wo sich die neu­es­te Bach­mann-Nie­der­las­sung be­fin­det, in Feld­kirch für ihre Auf­ga­ben ge­schult.

Die ko­rea­ni­sche Stadt Busan ist die Welt­haupt­stadt des Schiff­baus und damit sehr be­deu­tend für die Ma­ri­tim-Lö­sun­gen des Un­ter­neh­mens. Bach­mann elec­tro­nic au­to­ma­ti­siert unter an­de­rem Schiffs­an­trie­be oder Ha­fen­an­la­gen. Der Stand­ort im deut­schen Rends­burg hin­ge­gen ist nur je­weils 50 Ki­lo­me­ter von Nord- und Ost­see ent­fernt. Dort bün­delt das Un­ter­neh­men stra­te­gisch Know-how sei­ner Au­to­ma­ti­sie­rungs­lö­sun­gen im Be­reich Wind­ener­gie.

Kom­pe­tenz- und Kul­tur­aus­tausch

Auch Getz­ner Werk­stof­fe nutzt seine Nie­der­las­sun­gen in sie­ben Län­dern auf fünf Kon­ti­nen­ten als Kom­pe­tenz­clus­ter. Die Pro­duk­ti­ons­stät­te für die Iso­top-Reihe, Po­ly­ure­than-Me­tall-Kom­bi­na­tio­nen, be­fin­det sich bei­spiels­wei­se in der Nähe von Stutt­gart. Iso­top-Schwin­gungs­dämp­fer kom­men als Ma­schi­nen­la­ger zum Ein­satz und mi­ni­mie­ren Vi­bra­tio­nen und Schall. Zum Aus­tausch mit die­ser und an­de­ren Nie­der­las­sun­gen wer­den re­gel­mä­ßig hei­mi­sche Kol­le­gen ver­sandt. Sie haben fach­li­che Kom­pe­ten­zen, den Un­ter­neh­mens­spi­rit und Vor­arl­ber­ger Men­ta­li­tät im Ge­päck; für die asia­ti­schen Stand­or­te auch immer Scho­ko­la­de aus dem Milka-Lä­de­le des Blu­den­zer Monde­lez-Werks, für die deut­schen Kol­le­gen Vor­arl­ber­ger Berg­kä­se und Sub­i­ra Schnaps.

Im Rah­men des fir­men­in­ter­nen On­boar­ding-Pro­gramms und für Schwer­punkt­schu­lun­gen wer­den aus­län­di­sche Mit­ar­bei­ter nach Bürs ein­ge­la­den. Diese Be­su­che wer­den gern für ein um­fang­rei­ches Rah­men­pro­gramm ge­nutzt, das die Kul­tur und Phi­lo­so­phie Vor­arl­bergs bei­spiels­wei­se beim Be­such der Was­ser­kraft­wer­ke für grü­nen Strom, bei Wan­de­run­gen oder Käs­spätz­le nä­her­bringt. Vom mo­der­nen Fir­men­sitz von Getz­ner Werk­stof­fe in­mit­ten der Berge sind die in­ter­na­tio­na­len Kol­le­gen – wie es heißt – „immer wie­der voll­auf be­geis­tert“.

Wal­len­mahd – Shang­hai

Dass In­dus­trie und Land­wirt­schaft di­rekt ne­ben­ein­an­der exis­tie­ren wie in Vor­arl­berg, stößt auch bei den aus­län­di­schen Blum-Mit­ar­bei­tern auf Er­stau­nen. Eine 14-köp­fi­ge De­le­ga­ti­on aus China wurde 2023 beim Ein­tref­fen ins Dorn­bir­ner Werk zu­fäl­lig durch das Muhen einer Kuh von der ge­gen­über­lie­gen­den Wiese be­grü­ßt. Viele der chi­ne­si­schen Tech­ni­ker hat­ten, man mag es kaum glau­ben, ei­ge­nen Aus­sa­gen zu­fol­ge, „noch nie zuvor Kühe ge­se­hen“. Eben­so Tra­di­tio­nen wie das An­zün­den eines gro­ßen Fun­ken­feu­ers mit­ten in einer Ort­schaft oder Fa­schings­um­zü­ge über­ra­schen. Die Teams aus Shang­hai wur­den in Vor­arl­berg zwei Wo­chen lang auf jenen An­la­gen ge­schult, die sie spä­ter in ihrem Werk in Be­trieb neh­men und be­die­nen. Die Ein­schu­lung ihrer Kol­le­gen in China über­neh­men diese Schlüs­sel­kräf­te.

Schulung von Blum
Chinesische Techniker lernen im Blum-Werk Dornbirn die Bedienung jener Anlagen, die sie im Werk in Shanghai dann selbst in Betrieb nehmen.

Blum pro­du­ziert in Vor­arl­berg für den eu­ro­päi­schen Markt, in North Ca­ro­li­na für den nord­ame­ri­ka­ni­schen Markt, in Bra­si­li­en für den süd­ame­ri­ka­ni­schen Markt und mit dem 2022 er­öff­ne­ten Werk in Shang­hai für den asia­ti­schen Markt. Das in den 1980er Jah­ren ge­grün­de­te Werk an der Ost­küs­te der USA bie­tet sei­nen Mit­ar­bei­tern seit über 20 Jah­ren eine Lehr­lings­aus­bil­dung und auch im Mon­ta­ge­werk in Polen wer­den junge Fach­kräf­te nach einem ähn­li­chen Mo­dell aus­ge­bil­det.

In­ter­na­tio­na­les Trai­ning Cen­ter

Für die Schu­lung von Kun­den und Mit­ar­bei­tern rich­te­te Dop­pel­mayr vor vier Jah­ren sogar ein ei­ge­nes Rope­way Trai­ning Cen­ter in Dorn­birn ein. In der Bild­gas­se ste­hen auf 1000 Qua­drat­me­tern ver­schie­de­ne Seil­bahn­kom­po­nen­ten und kom­plet­te Seil­bahn­steue­run­gen für Aus­bil­dun­gen be­reit. Rund 400 Seil­bahn­mit­ar­bei­ter aus aller Welt üben sich jähr­lich im Um­gang mit Seil­bah­nen, zum Bei­spiel der War­tung von Klem­men oder bei der fin­gier­ten Feh­ler­su­che im Steue­rungs­sys­tem.

Die Dop­pel­mayr Grup­pe er­rich­te­te schon über 15.600 Seil­bah­nen welt­weit. Und egal, in wel­chem Land die An­la­ge schluss­end­lich steht, das Know­how sowie die hoch­tech­no­lo­gi­schen Kom­po­nen­ten für die be­lieb­ten Um­lauf­seil­bah­nen kom­men immer von den Ex­per­ten aus Wol­furt.

Schulung bei Doppelmayr
Bis zu 400 Seilbahnmitarbeitende aus aller Welt werden im Ropeway Training Center von Doppelmayr in Dornbirn geschult.

Bis zu 400 Seil­bahn­mit­ar­bei­ten­de aus aller Welt wer­den im Rope­way Trai­ning Cen­ter von Dop­pel­mayr in Dorn­birn ge­schult.

Es ist be­ein­dru­ckend, wo Vor­arl­ber­ger Un­ter­neh­men über­all auf der Welt Spu­ren hin­ter­las­sen: ob das Know­how eines Ma­schi­nen­tech­ni­kers bei der Re­pa­ra­tur einer Schar­nier-Ver­for­mungs­an­la­ge in Shang­hai oder die Tech­no­lo­gie einer PET-Pre­form für eine Co­ca­Co­la-Fla­sche her­zu­stel­len im ma­rok­ka­ni­schen Tan­ger: Rund 34.000 Men­schen in 397 Stand­or­ten ar­bei­ten al­lein für diese sechs Fir­men au­ßer­halb Vor­arl­bergs.

Text von Ma­nue­la de Pre­tis, WISTO für die Juni-Aus­ga­be des Wirt­schafts­ma­ga­zins Thema Vor­arl­berg (On­line lesen unter the­ma­vor­arl­berg.at)

Fotos (c)Ju­li­us Blum GmbH und Dop­pel­mayr Seil­bah­nen GmbH

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